Pico VR: Vorteile und Nachteile gegenüber anderen VR-Brillen wie der Meta Quest und Apple Vision Pro
Der chinesische Tech-Konzern ByteDance, der auch hinter dem populären Social-Media-Dienst TikTok steht, mischt mit seiner VR-Tochter Pico den Markt für Virtual Reality-Headsets auf. Das hauseigene VR-Ökosystem entwickelt sich zu einer spannenden Alternative für alle, die eine leistungsfähige VR-Brille ohne Bindung an die Ökosysteme von Meta (ehemals Facebook) oder Apple suchen.
Doch was genau unterscheidet Pico VR von den Angeboten der großen Konkurrenz? Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen im Vergleich zu Platzhirschen wie Meta Quest und Vision Pro? Ein detaillierter Blick auf die Eigenschaften der Pico-Brillen gibt Aufschluss.
Erstklassige Displays für gestochen scharfe Grafik
Ein herausragendes Merkmal von Pico-Headsets sind die hochwertigen Displays. Sie zeichnen sich durch eine hohe Pixeldichte und Auflösung aus, die weit über dem Niveau der ersten VR-Headset-Generationen liegen. Das Ergebnis ist eine gestochen scharfe, detailreiche Darstellung der virtuellen Umgebungen.
Unterstützt wird die Bildqualität durch fortschrittliche pancake-Linsen. Durch ihren großen Sweet-Spot, also dem Bereich des Sichtfelds mit optimaler Schärfe, wirkt das VR-Bild über einen großen Bereich hinweg messerscharf und unverzerrt. Unerwünschte Einstrahleffekte oder Lichtreflexionen gehören dank der Linsentechnik der Vergangenheit an.
Stellt man die Displays der Pico-Brillen denen der Meta Quest gegenüber, so zeigt sich: Pico bietet ein mindestens ebenso gutes, wenn nicht sogar minimal besseres Bild. Die Panels liefern eine hohe Helligkeit, satte Farben und ein kontrastreiches Schwarz. Lediglich die erst kürzlich vorgestellte Apple Vision Pro könnte rein von den technischen Daten her noch eine Spur schärfer sein - allerdings zu einem deutlich höheren Preis.
Reichlich Power unter der Haube
Auch mit Blick auf die verbaute Rechenhardware müssen sich Pico-Headsets nicht verstecken. In aktuellen Modellen wie der Pico 4 Ultra* kommt der leistungsfähige Qualcomm Snapdragon XR2 Gen2 Prozessor zum Einsatz - ein Chip, der speziell für den Einsatz in VR-Brillen entwickelt wurde und enorme Performance bietet.
Das zeigt sich nicht zuletzt an der souveränen Darstellung auch komplexer, hochpolygonaler VR-Welten. Ruckler oder Nachlade-Stocker sucht man vergebens, die Bildwiederholrate bleibt auch in hektischen Spielszenen stabil. Zum Vergleich: Die Rechenleistung des XR2 Gen2 übertrifft selbst die von Gaming-Notebooks der vorletzten Generation und liegt auf dem Niveau aktueller High-End-Smartphones.
Unterstützt wird die CPU-Power durch üppige 12 GB Arbeitsspeicher. Das ist mehr, als die Quest 3 und Vision Pro bieten und ermöglicht ein reibungsloses Multitasking. Mehrere VR-Apps lassen sich problemlos im Hintergrund geöffnet halten und der Wechsel zwischen ihnen gelingt verzögerungsfrei. Auch die Bewältigung massiver Datenmengen, etwa beim gleichzeitigen Abspielen von hochaufgelöstem 360-Grad-Videomaterial und rechenintensivem Raumtracking, gelingt der Pico mühelos.
Hoher Tragekomfort trotz kleiner Schwachstelle
Technische Power ist eine Sache - aber wie steht es um den Tragekomfort von Pico-Brillen? Das Fazit fällt auch in diesem Punkt überwiegend positiv aus. Das Gewicht der Displays wird über ein umlaufendes, gepolstertes Kopfband mit Halo-Mechanismus gut ausbalanciert.
Eine gelungene Konstruktion, die auch mehrstündige VR-Sessions ermöglicht, ohne dass unangenehme Druckstellen auf der Stirn oder den Wangen entstehen. Wirklich gelungen ist auch die Polsterung des Halo-Bands. Sie schmiegt sich sanft um den Kopf und verteilt den Anpressdruck auf eine große Fläche.
Etwas Verbesserungspotential gibt es lediglich beim werksseitig verbauten Face Pad, also dem Polster, das direkt auf dem Gesicht aufliegt. Manche Nutzer empfinden es im direkten Hautkontakt als minimal zu hart. Doch auch hier gilt: Abhilfe schafft hochwertiges Zubehör von Drittanbietern.
Erfreulich ist, wie gut Pico die Bedürfnisse von Brillenträgern berücksichtigt. Ein in weiten Bereichen einstellbarer Dioptrienausgleich ist bei allen aktuellen Modellen direkt integriert. Spezielle Brilleneinsätze gehören ebenfalls zum Zubehörprogramm und erlauben die Nutzung der eigenen Sehhilfe in Kombination mit dem Headset.
Präzise Bewegungserfassung mit kleinen Abstrichen
Eine zentrale Rolle für ein immersives VR-Erlebnis spielt das sogenannte Motion Tracking, also die Erfassung von Kopf- und Körperbewegungen und ihre Übersetzung in die virtuelle Umgebung. Picos Inside-Out-Tracking, das ohne externe Basisstationen auskommt, meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Sowohl die Position und Ausrichtung des VR-Headsets im Raum als auch die Bewegungen der mitgelieferten Controller werden präzise und ohne spürbare Latenz erfasst. Das Ergebnis ist eine hochgradig natürliche Interaktion mit der virtuellen Welt. Einziger Schwachpunkt im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ist das integrierte Hand-Tracking, also die Erfassung der Hände ohne Controller.
Hier liefern die Kameras und Software-Algorithmen der Meta Quest 3 und Apple Vision Pro noch einen Tick präzisere Ergebnisse mit minimal geringeren Aussetzern. Für eine zuverlässige Bedienung mit bloßen Händen reicht die Genauigkeit des Hand-Trackings aber auch bei Pico-Brillen allemal aus. Vielnutzer greifen ohnehin gern zu den haptischen Controllern.
Ganzkörper-Tracking als großer Pluspunkt
Ihre volle Stärke spielen Pico-Headsets beim Thema Ganzkörper-Tracking aus. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern bieten sie dieses Feature nämlich direkt ab Werk. Spezielle Tracker, die an den Beinen befestigt werden, erfassen die Bewegungen der unteren Extremitäten und übertragen sie in Echtzeit ins Spiel.
Für VR-Enthusiasten ist das ein enormer Zugewinn an Immersion, der sich vor allem in Social-VR-Apps wie VRChat bemerkbar macht. Die Avatare bewegen sich noch natürlicher und glaubwürdiger. Für vergleichbare Ergebnisse müssen Nutzer von Meta- und Apple-Headsets teure Zubehör-Tracker anschaffen.
Was noch fehlt, ist die breite Unterstützung durch die Entwickler. Bislang setzen noch relativ wenige Pico-Apps und Spiele auf die Ganzkörper-Integration. Doch mit steigender Verbreitung dürfte der Druck wachsen, diese Killer-Funktion auch auszunutzen.
Stetig wachsendes, aber noch ausbaufähiges Software-Ökosystem
Letztlich sind es die verfügbaren Inhalte, die über den Erfolg einer VR-Plattform entscheiden. Mit Blick auf die schiere Masse und Vielfalt an Apps, Spielen und exklusiven Titeln hat die Meta Quest aktuell (noch) klar die Nase vorn. Der Pico Store kann hier rein quantitativ noch nicht ganz mithalten.
Allerdings: Die Content-Lücke schließt sich. Viele namhafte VR-Blockbuster sind inzwischen auch nativ für Pico-Brillen verfügbar. Und dank der tiefen Integration von SteamVR können Pico-Nutzer ihre bevorzugten PC-VR-Titel per kabellosem Streaming direkt auf die Brille bringen - ganz ohne Umwege. Meta bietet vergleichbare Möglichkeiten bisher nicht.
Auch die Software-Vielfalt der Apple Vision Pro dürfte sich zum Release in Grenzen halten. Allerdings ist damit zu rechnen, dass Apple dank seiner Finanzkraft im Eiltempo lukrative Deals mit großen Entwicklern und Publishern treffen wird, um das Angebot rasch auszubauen. Bei Pico wird man mit ähnlichen Investments nachlegen müssen, um auf lange Sicht content-seitig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Einfache Einrichtung und Einstieg ins VR-Erlebnis
Je einfacher der Einstieg, desto größer die Chance, auch VR-Neulinge nachhaltig für das Medium zu begeistern. Pico setzt daher auf ein Onboarding, das auch technisch weniger versierte Nutzer intuitiv an die Hand nimmt.
Schon das initiale Setup der Pico-Headsets gestaltet sich denkbar einfach. Über On-Screen-Anweisungen und sprachgeführte Tutorials werden auch Anfänger Schritt für Schritt mit den wichtigsten Funktionen vertraut gemacht. Der zeitliche Aufwand bis zum ersten Start fällt dabei geringer aus als bei Meta Quest oder Vision Pro.
Ist das Headset dann erst einmal eingerichtet, geht es unmittelbar weiter mit einem ansprechenden, übersichtlich strukturierten Interface. Dank aussagekräftiger Icons und einer aufgeräumten Menüführung finden sich auch VR-Neulinge auf Anhieb zurecht. Der Sprung in die ersten VR-Apps und -Spiele gelingt ohne große Hürden.
Fazit: Ernstzunehmende Alternative auf Augenhöhe
Fassen wir zusammen: Pico VR positioniert sich als technisch hochkarätiges Ökosystem, das in praktisch allen Belangen auf Augenhöhe mit den Big Playern Meta und Apple agiert. Die gestochen scharfen, kontraststarken Displays, die präzise Bewegungserfassung und der hohe Tragekomfort wissen absolut zu überzeugen.
Echte Pluspunkte sammelt Pico zudem mit dem im Lieferumfang enthaltenen Ganzkörper-Tracking und der tiefen SteamVR-Integration. Kleine Schwächen zeigen sich aktuell noch beim Hand-Tracking und bei der App-Vielfalt. Insbesondere beim Software-Angebot muss sich Pico derzeit noch der Meta Quest 3 geschlagen geben, die schlicht die größere App-Vielfalt bietet. Dank stetiger Weiterentwicklung besteht aber viel Potential, auch hier langfristig gleichzuziehen.
Unter dem Strich ist Pico VR eine ernstzunehmende Option für alle VR-Interessierten, die maximale Performance und Flexibilität wünschen, ohne sich an Meta oder Apple zu binden. Die finale Wahl der Plattform bleibt zwar eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mit Pico steht VR-Fans aber schon jetzt ein leistungsstarkes Ökosystem offen, das den Vergleich mit den großen Namen nicht zu scheuen braucht.
Vorteile von Pico VR:
- Gestochen scharfe Displays mit hoher Pixeldichte
- Leistungsstarke Hardware für flüssige Performance
- Hoher Tragekomfort dank durchdachter Ergonomie
- Präzises Inside-Out-Tracking ohne Basisstationen
- Ganzkörper-Tracking ab Werk für mehr Immersion
- Nahtlose Integration von SteamVR-Inhalten
- Einfache Ersteinrichtung und intuitive Bedienung
Nachteile von Pico VR:
- Native App-Vielfalt (noch) geringer als bei Meta
- Gesichtspolster werksseitig etwas hart
- Hand-Tracking nicht ganz so präzise wie Konkurrenz
- Wenige Apps nutzen Ganzkörper-Tracking aus
- Kaum hochkarätige Exklusivtitel verfügbar